Neubau Mehrfamilienhaus Archstrasse
8800 Thalwil, Zwitserland
- Architecten
- Spoerri Thommen Architekten
- Locatie
- Archstrasse 7, 8800 8800 Thalwil, Zwitserland
- Jaar
- 2007
Bauherrschaft / Auftraggeber
Private Investoren; Eigentümergemeinschaft
Auftragsart
Direktauftrag
Planungsteam / Spezialisten
Spoerri Thommen Architekten, Zürich
Federer & Partner AG, Bauingenieure, Zürich
Gutknecht Elektroplanung, M. Gutknecht, Au
Bauphysik Meier AG, E. Meier, Dällikon
Wickart Haustechnik Ag, A. Wickart, Finstersee
Raum Information Wüest & Partner M. Hofer, Zürich
Immopro AG; B. Lauper, Zürich
Verkauf
Lienhardt & Partner AG
Wohneinheiten / Raumangebot
4 Geschosswohnungen 1.-3.OG, DG:
à 201 / 199 / 193 / 149 m2
3 Ateliereinheiten im EG à 32 / 28 / 32 m2
Autoeinstellhalle mit 8 Parplätzen
Gebäudevolumen m3
4‘900
Gebäudekosten BKP2/m3
730.00 CHF.
Bauzeit
November 2005 - Januar 2007
Das neue Volumen besetzt die Ecke Archstrasse - Tödistrasse. Es vermittelt zwischen den angrenzenden Bebauungsmustern aus dem 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert. Die Staffelung des Volumens in Grundriss und Schnitt schafft direkte Bezüge zum Ort und unterstreicht die Individualität der einzelnen Geschosse. Die Einzigartigkeit der Volumetrie unterstützt dabei die Intention "ein Haus" zu bauen, welches mehr einer grossen solitären Villa entspricht, als einem Mehrfamilienhaus mit Etagenwohnungen.
Übergeordnetes Ziel ist es, die üblichen Vorzüge einer Attikawohnung in jedem Geschoss anzubieten. Dabei erreicht jede Wohnung, je nach ihrer Ausrichtung und Position im Haus (Orientierung, Sonnenstand, Aussicht, Etage, Gartenbezug etc) ein Maximum an Eigenständigkeit und Qualität. So werden pro Geschoss erwartete Nachteile mit einer feinen Differenzierung der Architektur zu eigentlichen Vorteilen.
Das erste Wohngeschoss orientiert sich mit dem "öffentlichen" Tagbereich auf den rückwärtigen südlichen Garten. Blicke ins Grüne prägen das Bild. Die Erdbezogenheit und der grosse private Aussenbereich sprechen für die Organisation der Einheit als mögliche Familienwohnung. Die grosse Hecke zur Tödistrasse gibt Intimität und schützt vor der Aussenwelt. Im zweiten Geschoss, welches noch keine ausgesprochene Weitsicht verspricht und ohne Gartenbezug auskommt, wird ein zusätzlicher Aussenbereich in Form einer Loggia eingeführt. Das Mehrangebot an Terrassenfläche soll das Defizit der Lage im Haus kompensieren. Die Aussenflächen öffenen den Blick auf den vorhandenen nordöstlich und nordwestlich der Parzelle. Die Terrassenfläche sind beide auf die ruhige Nachbarschaft orientiert. Wohnen im dritten Geschoss verspricht den Vorteil eines in längsrichtung verlaufenden Tagbereichs, welcher die unterschiedlichen Lichtsituationen in sich einfängt. Die parallel angegliederte Terrasse schafft Weite im Innenraum und profitiert gleichermassen vom Blick auf den See wie auch vom warmen Südlich hangseitig.
Das Attika ergänzt das Volumen und schliesst es innerhalb der volumetrischen Staffelung nach oben ab. Die Dachgeschosswohnung verfügt über zwei Terrassen, welche der ortstypischen Gebäudeorientierung entspricht und die zwei unterschiedlichen Qualitäten von Seesicht und Sonnenlicht im Wohnbereich vereint.
Adresse und grosszügiger Ankunftsort ist die Archstrasse. Der Hof parallel dazu dient gleichermassen als Einfahrt für die Sammelgarage wie auch aus Erholungsraum und Eingang für die Fussgänger. Seine eher städtische Sprache kennzeichnet den öffentlicheren Charakter des Eingangsgeschosses mit Foyer, Garage und Ateliers. Die Bedeutung von einer Ankunft mit dem Fahrzeug, ob Velo oder Auto, und einer Ankunft zu Fuss stehen im Gleichgewicht und lassen sich gegenseitig immer wieder spürbar werden, sei dies im Hof oder auch im Eingangsfoyer.
Die Materialität der Aussenhülle ist logische Konsequenz der volumetrischen Absichten. Ein Material als homogene Haut bindet die Vor-/ Rücksprünge und Hofmauer zu einer Einheit zusammen. Dabei werden horizontale und vertikale Flächen gleich behandelt. Die mit einer horizontalen Bretterschalung gefertigte Sichtbetonfassade schafft dabei eine übergangslose Verbindung von Untersichten zu Fassaden, von Fassaden zu Fensterleibungen und schlussendlich von Fassaden zu Terrassendachrand und dem Belag in vorgefertigten Betonplatten.
Die zusätzliche Nachbehandlung mit einer Hydrophobierung und einer farbigen Betonlasur schützt nicht nur den Untergrund, sondern kräftigt den Anspruch der Homogenität. Der Beton wird mit dem Anstrich abstrahiert und die ursprüngliche Grobheit der Schalung fein ausgeebnet.
Die Öffnungen in den Fassadenflächen sind lochartig über die Fläche verteilt. Bei den Balkonfenstern mit Sturz und beim Normalfenster mit einer Brüstung und deckenbündig. Zwei Fenster bilden dabei in den meisten Fällen eine Einheit und suchen über Eck eine wiederholendes Bild in der Fläche.
Kontinuität und fliessende Übergänge spielen im Innern genauso ein Rolle wie aussen. Die Wohnungen sind, obwohl alle fein differenziert nach Geschoss und Aussenraumbezug, einer gleichen innenräumlichen Absicht unterstellt. Der Wohnungseintritt findet deshalb für alle Wohnungen über einen klar definierten und zweckgebundenen Raum statt, dem Entrée. Es dient als Ankunftsort mit Garderoben,
gleichermassen wie als Verteiler. Der "öffentliche Tagbereich", d.h Wohn-, Ess- und Küchenbereich, werden als ein Raumkontinuum verstanden, welches durch vor- und rückspringende Raumtiefen in unterschiedliche Zonen gegliedert wird. Angrenzend, je nach Lage der Wohnung ist die Terrasse dem Tagbereich zugeschaltet. Der Ausstritt erfolgt über Balkonfenstertüren durch die Haut der Fassade auf das Haus, respektive auf das Dach der unteren Wohnung. Der "private Bereich", d.h Schlafzimmer, Ankleiden und Nassbereich sind in einer Raum-zu-Raumfolge entweder direkt vom Entrée oder über den Tagbereich erschlossen. Sie sind zellenartig angeordnet und können in Ihrer Ausformulierung in der Wandfarbe und mit unterschiedlichen Bodenbelägen je nach Nutzung unterschieden werden.
Konstruktiver Beschrieb
Struktur, Statik und Fundation
Die skulptruale Wirkung des Bauwerks ist nicht nur in der äusseren Erscheinung spürbar, sondern wird auch in der Gebäudestruktur thematisiert. Ein statisch homogenes System aus Decken und Wandscheiben bedingen sich gegenseitig. Die innere Grundrissanordnung und die Stellung der Wände sind mehrheitlich tragend und unverrückbar. Ebenso sind gewisse innere und äussere Öffnungen nicht nur nach dem Prinzip der Fassadengestaltung sondern auch im Hinblick auf das Tragwerks gesetzt. Das eher starre System der Struktur ist möglich, da die Flexibilität und Anpassbarkeit an Wohnbedürfnisse über die Variabilität der verschiedenen Grundrisse pro Geschoss angeboten werden kann und so jeder Käufer die für ihn "richtige" Wohnung in der Vielfalt des Angebots finden kann. Im Hinblick auf eine angemessene Deckenhöhe werden an drei Orten Stützen eingeführt. Im Inneren haben die Rundstützen eine solitäre elementare Erscheinung während die äussere Stütze mit ihrer speziellen Form- und Farbgebung raumbildend wirkt.
Grundlegend wird bei allen statisch bedingten Massnahmen auf die Angemessenheit der Mittel geachtet und auf eine erhöhte Rissbildungssicherheit in der Sichtbetonfassade Rücksicht genommen.
Die engen Platzverhältnisse vor Ort sowie der Wunsch nach dem strassenseitigen Eingangshof bedingen für die Baugrube und die entsprechende Sicherung einen erhöhten Aufwand. So wird die zur Archstrasse eine Rühlwand gestellt und die Hofmauer einhäuptig geschalt. Gartenseitig hilft die nachbarschaftliche Übereinkunft den angrenzenden Grünraum während der Bauzeit mitzubeanspruchen und bei Werkvollendung wieder herzustellen und neu zu gestalten.
Wände
Konstruktion und äusserer Wandaufbau stehen ganz im Zeichen der gewünschten Homogenität vom Baukörper und von den statischen Randbedingungen. So wird ein Innendämmsystem gewählt, welches sämtliche bauphysikalischen Übergänge lösbar macht und für den Bewohner ein behagliches Raumklima verspricht. Die äussere Sichtbetonfassade wird gedämmt mit einer extrudierten Polystyrol Hartschaumplatte und erhält innenseitig eine selbstragende Gipsvorsatzschale mit einem gestrichenen Gipsglattstrich. Übergänge zu Decken, Fenstern und anderen Bauteilen werden mit einer Perimeterdämmung gelöst. Von aussen wird der Beton mit einer mineralischen Lasur, welche mit Schwamm und Pinsel aufgetragen wird, farblich abgetönt und über die nachträgliche Hydrophobierung langlebig geschützt.
Decken, Dach und Terrassen
Die Decken sind in ihrer Dimension und im darüberliegenden Aufbau als übliche und technisch konventionelle Konstruktion ausgeführt. Speziell ist lediglich dass, alle Untersichten vollflächig mit einer eingelegten extrudierten Polystyrolplatte gedämmt werden. Dies um die, nach sonst mehreren Jahren auftretenden Abzeichungen im Gips zu eliminieren und bauphysikalisch eine sichere Lösung anzubieten.
Ausserdem wird bei sämtlichen auskragenden Gebäudeteilen eine zusätliche innere Bodendämmung mit erhöhter Anforderung eingeführt, möglich gemacht über eine Reduktion der Betonstärke in diesen Bereichen.
Besonderes Augenmerk wird auf die äusseren Übergänge von Decke und Untersichten zur Wand, sowie auf die Fensterstürze und alle horizontalen Übergänge der Betonarbeitsfugen gelegt.
Das Dach ist als herkömmliches Warmdach ausgeführt und mit farbig durchmischten Glassscherben bedeckt. Die Terrassenflächen hingegen sind als Umkehrdächer geplant. Ein System, welches das unkonventionelle Dachranddetail sowie die Anschlüsse zu den Balkonfenstern und den Sockelübergang bautechnisch möglich macht und SIA-konform ausführen lässt. Oberstes Ziel bei allen Details ist dabei die Vermeidung von unschönen Blechanschlüssen, welche das homogene Bild des umlaufenden Betons durchbrechen würden.
Fenster und Eingangsfront
Die Fenster und Balkontüren sind Holzmetallkonstruktionen, aussen mit einem eisenglimmerhaltigen anthrazitfarbenen Aluminiumprofil und innen mit weiss gestrichen massiven Holzprofilen. Punktuell werden bei den Lüftungsflügeln Absturzsicherung ausVerbundsicherheitsglas an das äussere Profil befestigt. Der äussere Sonnenschutz wird über metallerne Horziontallamellenstoren gelöst, welche farblich in Einklang mit den Fenstern stehen.
Der Haupzugang ist eine Schlosserarbeit aus Stahlprofilen, flächigem Aluminiumeinsätzen und Glas. Zusammen mit der Zugangstüre zur Garage, Sonnerie, Briefkästen, Brossenmatte am Boden und Beleuchtung wird eine Einheit geschaffen, die von der habtischen Wirkung einen einheitlichen Übertritt ins Haus thematisiert. Alle Öffnungselemente am Haus, wie auch das vom Schlosser gefertigte Garagentor sind farblich aufeinander abgestimmt und bilden zusammen mit dem Beton ein zurückhaltendes und harmonisch wirkendes Bild.
Ausbau Innen und Farbe
Das Treppenhaus wird als Weiterführung der äusseren Erscheinung ins Innere des Hauses verstanden. Der Sichtbeton innen weiss und wenig deckend lasiert, begleitet den Bewohner bis vor die eigenen Wohnungstüre. Da für alle Geschosse eine direkte Lifterschliessung in die eigenen vier Wände angeboten wird, kann die Erschliessung zu Fuss sehr kompakt gehalten werden. Das Geländer aus vertikalen von unten bis zuoberst durchlaufenden Metallstäben soll trotz der platzsparenden Anordnung der Treppenanlage Grosszügigkeit vermitteln. Die silberne Farbe von Geländer, rückwärtiger Wand beim Podest und Wohnungstüren im Zusammenspiel mit dem lasierten Beton wirkt edel und hell.
Die Garage ist neben dem Haupteingang und dem Foyer weiterer wichtiger Begegnungsort. Ganz nach dem Vorbild frührer norditalienischer Stadtvillen, zum Beispiel, soll auch diesem Raum grosse Bedeutung zugemessen werden. Kein trister, dunkler und beängstigender Aufbewahrungsraum für Autos, sondern ein freundlicher Ort der Ankunft und ein angemessener Hintergrund für die heutzutage immer wichtigeren metallischen Möbelstücke auf Rädern. Die Farbe, als Sequenz unterschiedlicher Tonalitäten von gelb, über orange zu pink und aubergine am Boden, verbindet die verschiedenen Elemente und Richtungen zueinander. Signaletik, Boden-, Decken- und Wandfarbe ergänzen sich so zu einem "grell" farbigen aber harmonischen Ganzen. Ein Bild, welches auch vom Foyer über die in den Beton geschnittene Öffnung sichtbar wird.
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