Haus H // 42
Aachen, Germania
Weiterbauen! Zwischenräume: Was können sie leisten?
Wie können wir unsere Bestände zukunftstauglich machen?
Die innerstädtischen Siedlungen der 60er Jahre bietet in ihrer offenen Bauweise Raum für Dichte. Wie können wir in diesen Strukturen sensibel und verträglich Nachverdichten? Was braucht es, um auch kurz-, mittel- und langfristig auf unterschiedliche Lebenssituationen und -Formen zu reagieren? Welchen Einfluss hat die Nutzbarkeit, Robustheit und die darin implizierte Flexibilität auf die Dauerhaftigkeit unseres Bestandes? Was kann die DNA eines Hauses leisten; wie können wir sie neu programmieren oder ergänzen, um Möglichkeiten zu schaffen? Wie so oft, liegt die Antwort in der Gebäudestruktur selbst.
Vor diesen Fragestellungen galt es die charmant und mager gebaute Aachener Doppelhaushälfte hinsichtlich ihres Entwicklungspotentiales zu untersuchen. Mit dem Ziel der Transformation zu einer adaptiv-flexiblen Gebäudestruktur, die für das „Altern“ gewappnet ist, fällt die Entscheidung, den Bestand nicht zu überformen, sondern den üppigen Raum zum Nachbarn weiterzudenken. Das Vorgefundene ist in einem ausgezeichneten Zustand, doch die im Alter schrumpfenden Raumbedarfe brauchen ein wandelbares Konzept für vielfältige Nutzungen und Programmierung. Durch die Hanglage ist der Bestand nicht barrierefrei erschlossen. Eine teilweise Fremdnutzung oder ein gemeinschaftliches Mehrgenerationenwohnen: Aktuell nicht denkbar.
Die Erweiterung als Extrusion der bestehenden Kubatur schließt über einen Steg ebenerdig an das Straßenniveau. Damit entsteht ein zweiter und zugleich barrierefreier Zugang, der eine Vielzahl von Nutzungsszenarien ermöglicht. Das Gebäude kann nun horizontal und oder vertikal geteilt werden. Es bietet Raum für unterschiedliche Nutzer oder für gemeinschaftliches Wohnen in Generationen. Die Erweiterung dient derzeit als Atelier; ist zugleich aber auch autarke Wohneinheit.
Gebaut wird in Holz. Ein einfaches Skelett von 8x7 Metern hebt die neue Nutzungseinheit ein Geschoss über die Gartenebene. Straßen- und Obergeschosslevel werden zugleich bedient. Der Baukörper ist in ein hinterlüftetes Kleid aus Aluminiumwelle gehüllt. Die bestehende Haustechnik versorgt den Neubau gleich mit. Der Blick aus dem Inneren richtet sich südlich ins Tal der Stadt, das Licht kommt aus Norden.
Darunter entsteht ein Raum. Er ist da, fast 4 Meter hoch und er ist kalt – unbeheizt und nicht gedämmt. Ein Gartensaal! Und es zeigt sich, dass gerade dieser "primitive" Raum zum neuen Ort des Lebens wird. Er bildet Herz und Bindeglied zwischen Alt, Neu und Natur.
Das Zusammenspiel von offener, öffenbarer und geschlossener Fassade schafft ausdifferenzierte Außenräume und Bezüge unterschiedlichen Charakters. Diese einfachen Räume bieten Mehrwert, sie erweitern den Nukleus um wertvollen Lebensraum zwischen Alt und Neu, zwischen Kalt und Warm, zwischen Norm und Verstand. Sie schaffen Lebensqualität.






















