Boehringer Areal Göppingen
Göppingen, Deutschland
- Architekten
- RUSTLER SCHRIEVER Architekten
- Standort
- Göppingen, Deutschland
- Jahr
- 2022
Städtebaulicher Wettbewerb 2019 - 1.Preis, Rahmenkonzept 2020 - 2022
Das historische Boehringer Areal wird durch eine präzise Setzung der Erweiterungsbauten aus der bestehenden städtebaulichen Struktur gefasst und zeigt sich durch zwei Turm-Neubauten nach Osten und Westen in den Stadtraum. Das hohe Gebäudevolumen im Westen markiert das Boehringer Areal mit großer Fernwirkung und formuliert baulich die Stadteinfahrt nach Göppingen mit seiner über 100-jährigen Industriegeschichte. Der neue Turm führt auch als Geste in Anlehnung an die Formsprache der internationalen Moderne an der Stuttgarter Straße, mit leichter Rundung, in das Boehringer Areal und gewährt bereits beim Vorbeifahren den tiefen Blick in das Areal. Als Eingangstor von Westen führt es die Besucher, Radfahrer, Gewerbetreibende in das neu für die Öffentlichkeit aktivierte Industrieareal.
Das historische Areal begreifen wir als einen Identität stiftenden Ort für die Stadt Göppingen mit seiner großen Industriegeschichte. Unser Ansatz erhält die unterschiedlichen Konstruktionsmerkmale der Werkhallen aller wesentlichen Zeit-schichten. Die Entwicklung der Industriearchitektur mit ihren charakteristischen Tragwerken mit unterschiedlichen Konstruktions- und Gestaltungsformen bleibt somit auch weiterhin ablesbar und wird für die Öffentlichkeit als Baudenkmal erlebbar. Im Inneren werden die großformatigen Hallen „aufgeschnitten“ und in kleinteiligere Hallenvolumen aufgeteilt. Der „aufgeschnittene“ Zwischenraum wird zum Außenraum und wird zur Wegeachse durch die historische Hallenstruktur von Ost nach West. Die Hallen werden an den Schnittflächen großzügig verglast und führen Tageslicht weit in die Hallentiefe. Offene transparente Gebäudehüllen mit hoher Flexibilität und Möglichkeiten für vielseitigste zukünftige Nutzungen entstehen. Als Öffnung einer weiteren Süd-Nordrichtung und Zuwegung auch für den Anlieferverkehr möchten wir den angedachten „Industrie-Boulevard“ im Werk III komplett als Außenraum öffnen, hierbei soll die Grundstruktur- und Konstruktion der gesamten Halle weiterhin erhalten bleiben und ablesbar sein. Die einheitliche Fassade entlang der Stuttgarter Straße bleibt erhalten. Die Gießereihalle wird in ihrer Struktur von 1909 freigestellt und die voraussichtlich gut erhaltene historischen Südfassade wird wieder erlebbar und bildet den Gebäudeabschluss nach Süden. Auch von der Bahn aus ist die Gießereihalle identitätsstiftend für das Areal wieder erlebbar. Zwei großzügige neue Quartierplätze werden im Inneren geschaffen. Die Gießereihalle bildet mit der Modellschreinerei im Norden einen großen zentralen Platz der den Industriecharme des Areals für die Öffentlichkeit mit hoher Aufenthaltsqualität erlebbar macht. Gastronomie, kulturelle Nutzungen, aber auch kreative Gewerbe lassen sich hier bestens verorten. Ein zweiter Platz mit hoher Aufenthaltsqualität wird im Osten des Areals durch die neuen Erweiterungsbauten gebildet, er bietet Freiraum für die Vielzahl an neuen Büronutzungen. Entlang der Bahnlinie werden die untergeordneten Hallenbauten zugunsten einer öffentlichen Haupterschließung für Pkw und Lkw-Anlieferung abgetragen.
Ein urbanes Gewerbeareal entsteht und macht Göppingen auch im 21. Jahrhundert zu einer ersten Adresse für die Industrie und Gewerbe. Offen, transparent, flexibel für zukünftige Entwicklungen werden 100 Jahre Industriegeschichte erlebbar.
Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll:
„Die Aufgabe ein städtebauliches Grundkonzept für die Weiterentwicklung des Boehringer Areals zu entwerfen wurde in vorbildlicher Weise erfüllt. Es wurden nicht nur denkmalpflegerische Belange berücksichtigt sondern auch eine Fortschreibung des wertvollen Ortes mit seiner besonderen Identität aufgezeigt.“
Dazugehörige Projekte
Magazin
-
Watchtower Einderheide
vor einem Tag
-
An Uplifting Architecture
vor 2 Tagen
-
On a Child's Scale
vor 2 Tagen
-
Touring ‘Making Home’
vor 4 Tagen