Neuüberbauung Mürtschen- / Oberseestrasse

Rapperswil-Jona, Zwitserland
Situation
Blick in den Innenhof
Visualization © Tom Schmid, Schaffhausen
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Wohnungstypen rund um die innere "Halle"
Blick durch Küche + innere Wohnhalle ins Wohnzimmer
Visualization © Tom Schmid, Schaffhausen
Schnittansichten durch den Wohnhof in Quer- und Längsrichtung
Detail Fassade
Architecten
Büning-Pfaue Kartmann Architekten
Locatie
Kanton St Gallen, Rapperswil-Jona, Zwitserland
Jaar
2017 (einstufiger Projektwettbewerb, offen)
Klant
Gebäudeversicherung des Kantons St. Gallen (GVA)
Team
Büning-Pfaue Kartmann Architekten, META Landschaftsarchitekten GmbH. Basel

Neuüberbauung Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen /.

Die Wohnüberbauung nimmt die Kleinteiligkeit ihrer gewachsenen Nachbarschaft auf und spannt zugleich einen in seiner Ausdehnung markanten Aussenraum auf. Mit einer lebendigen Mitte, die innerhalb seiner Nachbarschaft Identität und Adresse schafft. Sie besetzt dazu das Grundstück entlang der Ränder und gibt in ihrer Mitte den grosszügigen und zugleich baulich eingefassten Grünraum frei. Mit ihren zu den Strassenkreuzungen hin offenen Ecken und den jeweils in Längsrichtung gestaffelten Abwicklungen der einzelnen Gebäudezeilen vermeidet die Überbauung den Massstabsbruch der geschlossenen Grossform innerhalb ihrer dispers bebauten Umgebung.

Die gestaffelte Abwicklung entsteht durch leichtes Ausdrehen der einzelnen Hauseineinheiten. Ein weiterer Versatz ergibt sich durch eine Verschiebung beim jeweiligen Treppenhaus. Mit den beiden Versätzen bekommt jede Wohneinheit ihren eigenen Fassadenabschnitt und damit ihre eigenen, über Eck geöffneten Aussenräume. Als Nische schützen sie die Bewohner ohne zusätzliche Elemente vor seitlichen Einblicken. Mit der Ausdrehung orientieren sich die Wohneinheiten der beiden Längsseiten weniger auf ihr unmittelbares Gegenüber sondern stärker in die (tiefere) Diagonale des innen liegenden Grünraums. Die Wohneinheiten orientieren sich dabei sowohl zur innenseitigen Hoffassade als auch nach aussen, zur Strasse hin. Von der beidseitigen Belichtung profitieren sowohl die Wohnungen in den von Ost nach West gerichteten als auch in den von Nord nach Süd gerichteten Zeilen. An den Stirnseiten der Bauten liegen vor allem Wohnungen, die sich über Eck orientieren.

Erschlossen wird die Überbauung über den inneren Grünraum, auf den sich alle Hauseingänge mitsamt Treppenhaus und Lift richten. Die Idee des Zugangs über den gemeinsamen Aussenraum im Innern der Überbauung konzentriert das Leben als Nachbarschaft in dieser Mitte. Asphaltierte Wege führen Passanten wie Besucher in den Innenhof, wo das befestigte Wegenetz die Hauseingänge erschliesst und die verschiedenen Teilflächen unterteilt:

Entlang der Hoffassaden entsteht ein umlaufender, den Häusern vorgelagerter Kiesstreifen. Als Vorzone erlaubt er den Erdgeschossbewohnern, von ihren Loggien hinab zu treten und «ihren» Bereich für sich zu bespielen. Jenseits dieser Distanzstreifen entlang seiner Wände wird der Hof in 3 grosse Felder unterteilt, von denen die beiden im Westen bzw. im Osten liegenden als Spielrasenflächen angelegt sind. Das mittige Feld ist als Kiesplatz mit Wasserstelle, Bänken und Spielgeräten möbliert. Aussen herum wird die als Vorgarten des Gevierts angelegte Wiese mit mehrstämmigen Grosssträuchern bepflanzt. Weil sich sämtliche Gebäudezugänge allein auf den Hof orientieren, bleibt diese Wiesenfläche als Vorgarten den EG-Bewohnern vorbehalten. Analog zur Hofseite wird vor den Loggien der Wohnungen je ein kleiner Kiesplatz angelegt und vom Hochparterre aus über Treppchen erreicht. An den Durchgängen von der Strasse her in den Hof begleiten lichte Baumarten die Wege ins Innere der Überbauung. Dort breiten sich die Bäume in der Fläche aus und spenden auf Rasen und Quartiersplatz im Sommer Schatten.
Die Idee des grossen, innen liegenden Raumes setzt sich fort auf der Ebene der Wohnung: Alle Räume gruppieren sich als Zimmer um eine innere Wohnhalle. Diese „grosse Diele“ ist breit und licht genug, um Küche und Wohnraum als zusammenhängende Raumfolge zu erleben und auch als solche zu bewohnen.

Der Grundriss setzt sich dabei als orthogonale Struktur zusammen aus rechtwinklig geschnittenen Zimmern, die alle ähnlich gross sind – einschliesslich Wohnküche und Wohnzimmer. Raumhohe, doppelflügelige Glastüren belichten über Wohnküche auf der einen und Wohnzimmer auf der andern Gebäudeseite die innenliegende Wohnhalle und zeichnen die Folge der Haupträume in den 3.5-Zi und 4.5-Zi-Wohnungen aus. Die über Eck orientierten 2.5-Zi-Wohnungen inszenieren mit der Halle als „Gelenk“ die Verbindung von Küche und Wohnzimmer an der jeweiligen Stirnseite der Häuser.

In der versetzten Anordnung des dreiteiligen Wohnbereichs aus grosser Wohnküche, mittiger Wohnhalle und abtrennbarem Wohnzimmer wird der diagonale Durchblick für die einzelne Wohnung aufgenommen. In den 3.5-Zi und 4.5-Zi-Wohnungen gehen aus dieser „grossen Diele“ quer dazu kompakte Korridore und Entrees ab zu den übrigen Zimmern, Nebenräumen und dem Wohnungseingang. Der Grundriss greift mit seiner Aufteilung in einheitliche Zimmer die Qualitäten der „nutzungsneutralen“ Räume des gründerzeitlichen Wohnens im späten 19. Jahrhundert auf. Seine mittige Wohnhalle kann von unterschiedlichen Bereichen her vereinnahmt werden und damit den Bedürfnissen ganz unterschiedlicher Wohnformen, Lebensgemeinschaften und Familiensituationen gerecht werden.

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