Markant erhebt sich der moderne Gewerbebau von w:architekten inmitten des Freudenstädter Bahnhofsviertels. Die Holzlamellenverschalung und das aus dem Innenraum strahlende behagliche Licht geben der Beton- Kubatur Wärme.
Foto © Steffen Schrægle Photography, Hallwangen
Das Treppenhaus wurde komplett in Sichtbeton belassen. Über Reflexionen am Boden und an den Wänden sorgen Boxy-Strahler von Delta-Light für die Allgemeinbeleuchtung. Im Luftraum wurde mit einer Superloop-Leuchte ein Highlight gesetzt. Die an dem Ring montierten Spy On-Strahler akzentuierten den Sichtbeton am Boden, an den Wänden und der Decke.
Foto © FOTOGRAFIE FREI, Ostfildern
Der beleuchtete Betonboden reflektiert das Licht homogen in den Raum. Teilweise sind die Boxy-Strahler aber auch auf Objekte wie diesen Alkoven ausgerichtet. So haben die Mitarbeiter bei informellen Besprechungen in dem raumakustisch wirksamen Sitzmöbel ausreichendes Direktlicht.
Foto © FOTOGRAFIE FREI, Ostfildern
Auf der Dachterrasse kann man neben dem Zauber des Sonnenaufgangs auch den Zauber einer professionell geplanten Mehrkomponentenbeleuchtung mit Kunstlicht erleben. Kleine Kix-Wandstrahler und Logic-Bodeneinbauleuchten sorgen für eine dezente Grundstimmung, während Striper-Würfel die Rasenfläche mit Streiflichtern inszenieren.
Foto © Steffen Schrægle Photography, Hallwangen

Gewerbebau im Bahnhofsviertel

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Sede
Freudenstadt, Germania
Anno
2019
Team
w:architekten, Fotografie Frei, Steffen Schraegle

Moderner Gewerbebau in kleinstädtischem Umfeld

Einen Arbeitsort, an dem die Mitarbeiter nicht „eingesperrt“ sind, wünschten sich w:architekten seit langem für ihr neues Büro. Dann bauten sie es selbst und schufen sich damit eine Visitenkarte. Der konsequent reduziert gestaltete Innenraum lebt durch seine Materialien und die Beleuchtung.

Mitten in das Freudenstädter Bahnhofsviertel stellten w:architekten einen Gewerbebau, der in seiner Verbindung regionaler Bautradition und zeitgenössischen Gestaltungswillens markant heraussticht und sich an der Schnittstelle von Innenstadt und Wohngebiet dennoch in das kleinstädtisch geprägte Umfeld einfügt. Mit ihrer Verschalung aus vertikalen Holzlamellen und mit dem behaglichen Licht, das sich aus dem Gebäudeinneren durch raumhohe Fenster und eine Giebelverglasung im Westen in den Stadtraum schmeichelt, gewinnt die strenge, rechteckige Kubatur aus Beton an Wärme. Der Übergang zwischen den großflächigen Gebäuden im Zentrum und den kleinmaßstäblichen Wohnbauten wurde geschickt mit einer unkonventionellen hybriden Dachkonstruktion nachgezeichnet. Während sich das Gebäude zur im Westen gelegenen Stadtmitte mit einem ortstypischen Satteldach zeigt, wurde in Richtung der von Zweifamilienhäusern geprägten Wohnsiedlung im Süden ein Flachdach ausgebildet. In der Ansicht ergibt sich daraus eine Vier- versus einer Zweigeschossigkeit. Ein willkommener Nebeneffekt ist eine auf dem Flachdach gestaltete Terrasse, auf der die Mitarbeiter von w:architekten in den Genuss des Sonnenaufgangs und der Weitsicht in die landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie die Wälder des Schwarzwalds kommen. Wenn immer die Außentemperatur es erlaubt, ist die Terrasse ein beliebter Ort für Pausen und kleine Besprechungen.

Sichtbeton im besten Licht

Das Gebäude, dessen Erdgeschoss in Augenhöhe mit dem Stadtbahnhof von einer Tiefgarage belegt ist, wird über einen Flur in Sichtbeton erschlossen. Ein Luftraum gewährt den Blick in die zwei Obergeschosse, deren Galerien mit in den Betonboden eingelassenen Glasscheiben gesichert sind. Sie werden ebenso wie die Podeste des Treppenaufgangs von schwarzen präzise ausrichtbaren Boxy-Deckenaufbau-Downlights erhellt. Im Luftraum selbst zieht eine von der Decke schwebende, mit Spy On-Strahlern bestückte Superloop-Ringleuchte alle Blicke auf sich. Die flexibel justierbaren Strahler hellen die Stirnwand des Flures und die Decke auf und betonen die Struktur und Kühle der Sichtbeton-Oberflächen.

Reduzierter Materialeinsatz: Wirkungsvolles und nachhaltiges Konzept

Für die Mieter, zu denen neben dem Gesundheitszentrum mit Administration, Gymnastik- und Konferenzräumen eine Zahnarzt- und eine Physiotherapiepraxis gehören, wurden die Raumstrukturen den individuellen Bedürfnissen angepasst. Dort findet sich ein Mix aus großen, hellen Räumen und Einzelbüros sowie Behandlungszimmern. Beim Innenausbau beschränkten sich die Architekten auf die Materialien Beton, Holz und Glas, die aufgrund dieser Reduktion umso mehr Wirkung zeigen. Eine besonders große Rolle bei der Konzeption spielte das Thema Nachhaltigkeit. Der Energiestandard des Gebäudes orientiert sich am unteren Ende der Skala und im Falle eines Gebäudeabrisses entstünde nur ein Mimimum an Sondermüll.

Dreidimensionale Offenheit prägt das Architekturbüro

Eine Besonderheit in der Innenraumgestaltung ist zweifelsohne das Architekturbüro selbst, konnten sich die Architekten hier doch ihren Sehnsuchtsort gestalten. Den Mittelpunkt bildet ein imposanter Galerieraum, dessen Raumgefühl mittels einer voll verglasten Westfront gesteigert wird. Alle Raumzonen, die nach den unterschiedlichen Anforderungen zeitgemäßer Büroarbeit gegliedert sind, fließen ineinander über. Die einzig wirklich geschlossenen Räume unterhalb der offenen Satteldachstruktur sind der Besprechungsraum innerhalb der Bürofläche und der Teambesprechungsraum mit anschließender Dachterrasse auf der Galeriebene. Beide Räume sind lediglich durch transparente Glastrennwände abgeschirmt. Von der Decke schwebende Super-OH!-Leuchten mit Durchmessern von 120 cm erhellen dort Sitzgruppen und Besprechungstische und setzen in dem gesamten Raumkontinuum Akzente. Ihr zusätzlicher indirekter Lichtanteil hellt die Holzlamellen in dem freiliegenden Dachgiebel dezent auf und weitet den Raum nach oben.

Weiches, homogenes Raumlicht durch Reflexion am Boden

Das Büro empfängt Mitarbeiter und Besucher mit einem warmen Licht in differenzierten Beleuchtungsstärken. Die Arbeitsplätze werden mit direktem Licht aus abgependelten Profilleuchten erhellt. Wie im Flur erfolgt die Allgemeinbeleuchtung der Büroflächen mittels Boxy-Deckenaufbaustrahlern, die hier durch die Reflexion des Lichts am Boden ein umhüllendes Raumlicht spenden. Auf der Galerieebene kommt derselbe Leuchtentypus als Stromschienenstrahler-Strahler zum Einsatz. Dort wurden kurze Stromschienen-Segmente, die jeweils ein Downlight tragen, elegant zwischen den Holzlamellen der Innenraumverschalung montiert.

Die Wände wurden mit den gleichen Holzlamellen, die schon an der Außenfassade Verwendung finden, verschalt, um die Grenzen zwischen Innen und Außen aufzulösen. Auch ein rein pragmatischer Gund führte zu der Wahl dieser Wandverkleidung. Denn die nicht glatt gesägten, sondern geriffelten Lamellen, die zur Verwendung im Innenraum mit Mineralwolle und schwarzen Akustikmatten hinterlegt sind, absorbieren die hohen Schallreflexionen der großen Glasflächen und des mit geglättetem und versiegeltem Zementestrich belegten Betonbodens.

Freiheit für die Mitarbeiter und Visitenkarte des Architekturbüros

Die Schaffung eines Wohlfühl-Ambientes für die Mitarbeiter war w:architekten besonders wichtig, denn sie sind von der motivierenden Kraft einer solchen Umgebung, die letztlich den Erfolg eines Unternehmens beflügelt, überzeugt. Gleichzeitig konnten die auf Gewerbe- und Verwaltungsbau fokussierten Architekten ein repräsentatives Objekt erschaffen, das auch potenziellen Bauherren Einblick in das Konzept offener Strukturen als wesentliches Organisations- und Gestaltungsmerkmal des Architekturbüros bietet. Dieses freie und kommunikative Konzept, in dem Zonen für den informellen Austausch ebenso Platz haben wie Gemeinschafts- und Besprechungsräume, fördert die Kommunikation innerhalb der Teams und bietet mit vier diskreten, insgesamt dunkel gehaltenen Zonen gleichzeitig Platz zum Rückzug. So kann sich jeder Mitarbeiter, je nach Anforderung seiner aktuellen Tätigkeit, stets einen entsprechenden Arbeitsort suchen. Und wenn Überstunden anfallen, kann er durch den großen Glasgiebel beobachten, wie die Sonne hinter den Dächern versinkt.

Text: Petra Lasar

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