Buero Bechtloff

Architekt Bastian Bechtloff verwandelte einen unscheinbaren Bungalow aus den 1970er-Jahren in ein luxuriöses Wohnhaus. Er erkannte das Potenzial des schlichten Siedlungshauses in Hamburg-Groß Flottbek und vollzog ein beeindruckendes Upgrade: Bechtloff vereinte den ursprünglichen Flachdachbungalow mit einem später aufgesetzten Steildach und schuf für die Bewohner ein neues Lebensgefühl.

In der Heinrich-Plett-Straße entstand in den 70er Jahren ein eingeschossiger Bungalow mit Doppelgarage. Der Traum vom Eigenheim zeigte sich mit Flachdach, Gelbklinkerfassade, Waschbetonplatten für Auffahrt und Terrasse, dunkelbraunen Holztüren, beigen Solnhofer Platten, Terrakottafliesen und Mosaikparkett. Besonders war der zusätzliche Trakt mit Indoorpool. Probleme mit dem Flachdach führten bereits 1976 dazu, dass die Eigentümer eine pragmatische Lösung fanden: Sie ließen das undichte Bestandsdach unverändert und setzten einen Ringanker auf das Haus, um ein ungedämmtes Steildach mit braunen Betonpfannen als reinen Wetterschutz zu
installieren.

Ende 2021 erwarben neue Besitzer das in die Jahre gekommene Haus mit doppeltem Dach und nicht nutzbarem Raum dazwischen. Trotzdem entschieden sie sich, das Gebäude zu erhalten, energetisch zu optimieren und an moderne Standards anzupassen. Bechtloff vereinte das aufgesetzte Dach mit dem ursprünglichen Baukörper zu einer räumlichen Einheit. Er baute es bis auf den Dachstuhl zurück und optimierte es nach heutigem Regelwerk. Im Wohn- und Poolbereich entfernte er das bestehende Flachdach samt Tragkonstruktion, sodass nur der Dachstuhl des geneigten Daches erhalten blieb. In den anderen Bereichen ließ er lediglich die Balken des Flachdaches freilegen. Das Gebäude gewann dadurch seinen besonderen Reiz: Aus der ursprünglichen Deckenhöhe von 2,50 Metern wurden Räume bis zu 6,5 Meter hoch, teils mit geweißter, sichtbarer Dachkonstruktion.

Neue Dachflächenfenster sorgen auf der Nordseite dafür, dass blendfreies Tageslicht die großen Flächen optimal ausleuchtet. Im Schlafzimmer gibt es einen besonderen Clou: die ersten Morgenstrahlen fallen durch einen besonderen Lichttrichter und tauchen die Wände in zartes Orange. Bechloff schuf mehr Luft, Raum und Licht zum Leben.

Die neu gewonnene Großzügigkeit zeigt sich auch in der Weite: Schwellenlose und raumhohe Glaselemente lassen sich fast vollständig als große rahmenlose Schiebeelemente zum neu gestalteten Garten öffnen. Augrund der U-Form und der transparenten Ausführung der Fassade kann das gesamte Innere des Hauses von fast jedem Standpunkt aus überblickt werden. Von der Küche bis zum Pool ist der Blick frei – das Haus gewinnt dadurch an Größe und für die Bewohner entsteht ein wertvolles Gefühl von Sicherheit.

Der gesamte Eingangs- und Küchenbereich wurde neu organisiert und die Räume geöffnet. Die Küche bildet nun das Herzstück des Wohnhauses und lässt sich - im Gegensatz zu den Wohnräumen des endlosen Grundrisses - flexibel mit Schiebeelementen aus Stahl verschließen. Eine Besonderheit sind hier die semitransparenten Riffelglasscheiben der großen Industrieglastüren.

Auffallend ist das konsequente schwarz-weißes Farbkonzept, selbst der leicht unebene Holzfußboden besteht aus schwarz geölter Eiche. Ausnahmen bilden der Pool, das zugehörige Bad sowie die Küche, die mit grün schimmernden Fliesen an eine Lagune erinnern. Besonders abends, wenn Licht auf die Fliesen fällt, reflektieren sie und erzeugen wasserähnliche Muster an der Decke. Die Sauna bietet mit urigem Altholz einen gelungenen warmen und rustikalen Kontrast.

Flache, fast schwarze Tondachziegel betonen die reduzierte Formensprache der Baukörper und ermöglichen die nahtlose Integration des Indach-Photovoltaiksystems. Dieses erstreckt sich über die gesamte Dachfläche zum Innenhof mit insgesamt 27 kW Peak Leistung. So wird das einstige Schutzdach zur Energiezentrale. Bechtloff konzipierte bis ins kleinste Detail Traufkanten und Materialübergänge. So wird beispielsweise die verdeckte Kastenrinne durch gekantete schwarze Zinkeinfassungen zum vertikalen verbindenden Gestaltungselement der Dachflächen.