Umbau und Anbau Wohn-Geschäftshaus

Tübingen, Deutschland
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Foto © Dietmar Strauß
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Architekten
Dannien Roller Architekten + Partner
Standort
Pfleghofstraße 4.1, 72070 Tübingen, Deutschland
Jahr
2020
Bauherrschaft
privat
Team
Dipl.-Ing. Maren Dannien - Projektleitung, Dipl.-Ing. Matthias Roller - Projektleitung, M.A. Architekt Mirco Jakschic - Bauleitung

Integrierende Architektur, die in der Verbindung zur Vergangenheit Gegenwart schafft

Das spätklassizistische Wohn- und Geschäftshaus Pfleghofstraße 4/1 in der Tübinger Altstadt wird von 2019 bis 2020 nach dem Entwurf von Dannien Roller Architekten + Partner umgebaut und durch einen modernen eingeschossigen Anbau erweitert. Das planende Architekturbüro nutzt selbst die fertiggestellten Büroräume auf den Schulbergterrassen oberhalb der mittelalterlichen Stadtmauer in unmittelbarer Nachbarschaft zum historisch bedeutsamen Pfleghof.
Die Erschließung erfolgt über der Pfleghofstraße, wo sich das Sockelgeschoss in einer breiten Fensterfront mit geölten Eichenprofilen öffnet. Der klar strukturierte Rhythmus des Fensters sowie die Farbgebung des Holzes integrieren sich harmonisch in die historische Fassade und greifen Farben und Formen auf. Die großen Fenster erlauben Einblicke in den Empfangsbereich des Büros und sind Bühne und Licht für den Straßenraum.
Ein geschnitztes Stuhlbein als Türgriff erweckt Neugier auf das Dahinterliegende.
Der offen gestaltete zweigeschossige Ladenraum empfängt den Besucher und bietet verschachtelte Ein- und Durchblicke in die verschiedenen Ebenen. Die Idee einer offenen Bürolandschaft und der Verzicht auf eine hierarchische Raumorganisation sind hier umgesetzt.
Eine historische Holztreppe führt in die Büros und Besprechungsräume im Obergeschoss, die bereits über offenes Fachwerk vom Empfang aus optisch präsent sind.
Folgt man der abwärts führenden Treppe, gelangt man in das Zwischengeschoss als Verbindung zum Anbau. Die Bodenplatte des Altbaus wurde in diesem Bereich abgesenkt, was den Niveauausgleich zum Neubau schafft. Genutzt wird das Mezzanin zur Unterbringung der Technik, der Sanitärräume und der Küche. Im Neubau sind eine Bibliothek, ein Konferenzbereich und Büros untergebracht.
Die Räume beeindrucken durch nüchterne Schlichtheit und Funktionalität. Die Wandflächen im Altbau sind mit durchgefärbtem grobem Putz gestaltet, während im Neubau das rohe Mauerwerk sichtbar belassen und von rauer Ästhetik ist.
Farbliche und gestalterische Signale gehen aus von dem skulptural wirkenden Küchentresen in leuchtend gelber Farbe im Zwischengeschoss, den filigranen Messinggeländern im Eingangsbereich, silberfarbenen Vorhängen im Anbau sowie einem Kronleuchter im Besprechungsraum. Die gewollt gesetzten Akzente ergeben im Zusammenspiel mit Architektur und Raum einen lebendigen Gesamteindruck.
Der eingeschossige Neubau erstreckt sich auf winkelförmigem Grundriss gartenseitig Richtung Mühlstraße. Das nach Osten leicht abfallende Gelände war zuvor eine brachliegende, ungenutzte Fläche. Diese erfährt durch den grundstücksbegrenzenden Anbau eine städtebauliche und kompositorische Wiedereingliederung in das Stadtgefüge.
Der Neubau setzt sich in seiner modernen und klaren Formensprache deutlich vom Altbau ab. Gleichzeitig stellt er sich der Herausforderung, die Vergangenheit des Ortes aufzugreifen und sich in den historischen Kontext einzufügen, ohne auf architektonische Eigenständigkeit zu verzichten.
Der Innenhof zitiert ein wesentliches Element der Tübinger Stadtstruktur. Er erzeugt eine öffentliche Atmosphäre durch seine Verbindung zum Fußweg auf den Schulbergterrassen und schafft eine Verzahnung von privatem und öffentlichem Bereich. Großflächige Eichenfenster öffnen die Fassade und ermöglichen den Blick in die Umgebung zum Österberg. Sie lösen die strenge Grenze zwischen Architektur und Umgebung auf. Die grobe Putzstruktur in zurückhaltender Mehrfarbigkeit korrespondiert mit den Natursteinmauern der Schulbergterrassen und dem Pfleghof.
Die dreifache Terrassierung des Baukörpers und die begrünte, abfallende Dachlandschaft differenzieren den Baukörper. Die skulpturale Architektur bettet sich sensibel in den Hang der Schulbergterrassen ein und wird wie selbstverständlich Bestandteil der vorgegebenen Topografie und Stadtmorphologie.

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